Chronik Zeltplatz Waldesruh   28. Mai 2022


Wir sind sehr stolz, dass wir vor nun 35 Jahren die erste offizielle Gruppe dieses Zeltplatzes waren und
auch dieses Jubiläum heute mit euch feiern dürfen. Als Zeitzeugen haben wir für euch eine Chronik
verfasst, die wir für jedes neue Jubiläum gern aktualisieren werden.


Wir sind das Himmelfahrtskommando. Unsere Wurzeln stammen von einer katholischen
Jugendgruppe aus Tettnang. Obgleich viele dieser Gruppe ihren Heimatort Tettnang verließen und sich
in alle Himmelsrichtungen verstreuten, blieb die Tradition, Jahr für Jahr am 2. Weihnachtsfeiertag auf
eine Skihütte in die Berge zu fahren. Neue Freunde und Freundinnen kamen hinzu. Die Kerngruppe
blieb bestehen und der Kreis wuchs und wuchs. Es wurde geheiratet, immer mehr Kinder kamen und
kommen dazu. Nun sind wir inzwischen eine Gruppe, die drei Generationen vereint: Wir „Alten“,
unsere Kinder und nun auch immer mehr Kinder der Kinder.


Wir hatten damals vor ca. 45 Jahren eingeführt, dass das Restgeld der Skihütte an Himmelfahrt
„verfeiert“ wird. Seitdem treffen wir uns nicht nur jedes Jahr auf der Skihütte, sondern auch an
Himmelfahrt. Jemand kannte die Burg Rabeneck und wir schlugen zwei Jahre lang vor der Burg unsere
Zelte auf.


Unser Freund Richard Thiele entdeckte damals diesen wunderschönen Platz: Mitten im Wald eine
Wiese mit Feuerstelle und einfach nur Natur, wie für uns geschaffen. Es war klar, dass das unser neuer
Platz sein sollte. Wir forschten, wer denn der Ansprechpartner war. Und so kam damals der erste
Kontakt mit Willi Schmidt zustande. So waren wir die Startgruppe, sozusagen Gruppe „Null“, die auf
den „Zeltplatz Schmidt“ als größere Gruppe durfte und die bis heute absolut verlässlich Jahr für Jahr
an Himmelfahrt hier zeltet. Wir melden uns gar nicht an, wir verschicken bisher auch keine Einladung
zum Anmelden, denn alle wissen, dass wir ab Mittwoch vor Himmelfahrt hier eintrudeln. Und wer es
irgendwie einrichten kann, kommt natürlich.


Als ich zur ersten großen, unserer 25. Jubiläumsfeier, fragte, was den Einzelnen unserer Gruppe zur
Chronik des Zeltplatzes einfällt, sprudelte bei vielen etliche Erinnerungen heraus: Vom Donnerbalken
zum Luxus-Sanitär–Campen. Ja, da hat sich Schritt für Schritt einiges in den letzten 35 Jahren verändert.
Wir sind froh, dass wir alle Phasen erleben durften. Denn jede Zeit hatte und hat immer noch seinen
ganz eigenen Charme. Wir sind auch glücklich, dass wir das von „Schmitti“, so nannten wir Willi
Schmidt, gebaute Plumpsklo kennenlernen und vor allem nutzen konnten. Für manche unserer damals
noch kleinen Kinder war der dunkle und leicht stinkende Ort doch etwas unheimlich und sie bestanden
bei jedem Toilettengang auf elterliche Begleitung. Wir erinnern uns auch noch gut an die Open-AirDusche im Wald, bestehend aus einem Balkenkonstrukt mit einem schmuddeligen
Plastikduschvorhang. Das Auskleiden fand also immer halböffentlich statt. Die „Schamigen“ unter uns
haben dann notfalls vier Tage auf das Duschen verzichtet, insbesondere wenn das Wetter ohnehin
nicht zum Duschen einlud.


Das Wetter in Eichenbirkig ist ein Kapitel für sich. Doch sind wir -egal was war- auch bei Wind und
Wetter mit Frau, Mann und Kegel sowie Hund hier angereist. Nur ein einziges Mal hat es so derartig
geregnet, dass wir einen Tag früher abgereist sind. Ja, das Wetter war so manches Mal relativ schlecht
und der Zeltplatz bot keinen Platz zum Unterstellen. Wir versuchten uns durch wilde Konstruktionen
mit Planen und Seilen zu helfen, die uns so manches Mal trotz unserer Steinbefestigungsversuche bei
entsprechendem Sturm im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren flogen. Wir wagten nicht einmal
zu träumen, dass der Umbau, wie Jürgen und Eri ihn jetzt vorgenommen haben, das Problem „Wo
halten wir uns bei Regen auf?“ beseitigen würde. Dank der überdachten Terrasse und der von Jürgen
selbst gebauten Sitzgarnituren, kann uns der Regen kaum noch erschüttern.


Das Besondere hier ist, dass so gut wie jedes Jahr sich irgendetwas verändert hat. Der Aufbau der an
eine Jugendherberge erinnernden Waschstellen, dann die Überdachung der Waschstellen, der
Toilettenwagen mit geschlechtergetrennten Toiletten, der Einbau eines Gasboilers zum Warmduschen
im Sanitärwagen. Danach der weitere Ausbau der Küche, inzwischen sogar mit einem großen Gasherd,
gepflegte Toiletten- und Duschräume für Männer und Frauen -sogar mit Warmwasser-, dazu noch
behindertengerechte Toiletten mit Notknopf, und eine Solaranlage, die für die Kläranlage gebaut
wurde und Licht am Abend spendet.


Kommen wir nun in unserer Chronik zur Familie Schmidt: Wie schon angedeutet war knapp zwei
Jahrzehnte lang unser „Schmitti“, also Willi Schmidt, unser Hauptansprechpartner, mit dem wir uns
alle sehr verbunden gefühlt haben. Willis Sohn, also Jürgen, war ja noch fast ein Kind, als wir auf den
Platz kamen. Erstmals trat er in Erscheinung, als wir Forellen und Saiblinge bestellten. Trotz seiner
vielen Arbeit unterstützte er seinen Vater, wo immer er konnte. Dann lernte er seine „Triker-Eri“
kennen und die Dynamik legte deutlich an Fahrt zu. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden. Wir
können es heute noch am alten Marterpfahl lesen: Am 19.08.2009 machte Jürgen ihr dann den lang
ersehnten Heiratsantrag. 2010 wurde dann das Jahr der Hochzeiten der Familie Schmidt. Rosa und
Willi feierten ihre Goldene Hochzeit im August, und Eri und Jürgen veranstalteten passend zu ihren
Lieblingszahlen 3 und 7 am 03.07.2010 ein rauschendes Hochzeitsfest hier auf dem Zeltplatz. Dieser
Zeltplatz wurde zu ihrem gemeinsamen „Baby“, das Jahr für Jahr gehegt, gepflegt und „hochgepäppelt“
wurde. Mit viel Liebe zum Detail und handwerklichem Geschick sind sie am Entwickeln dieses
Zeltplatzes und denken dabei in fürsorglicher und geradezu familiärer Weise an all ihre Gruppen, die
ihnen freundschaftlich an Herz gewachsen sind. Das sind neben uns, dem Himmelsfahrtkommando,
z.B. noch die Trikerfreunde, die Zeitwölfe, die Pfadfindergruppen, die Vater-Kind-Gruppe, die Gruppe
um Familie Kannengiesser, die Gruppe Klettermax aus Aschaffenburg, die Ritter LöwenLanze, die
Motorradfreunde und seit kurzem auch die Zirkanten.


Zu unserer 25. Jubiläumsfeier brachte Willi erstmalig seine Frau Rosa, also Jürgens Mutter, mit. Die
gesamte Familie Schmidt kam und beglückte uns in Begleitung des stellvertretenen Bürgermeisters
und der Presse mit zwei Fässern Bier. Feierlich fuhr Willi mit Horst im Seitenwagen seines antiken
Motorrad-Gespanns hier auf den Platz ein. Da staunten Rosa, Jürgen und Eri nicht schlecht, als Willi
lässig und ausgestattet mit flotter Biker-Weste mit Horst auf dem Motorrad hier auf den Zeltplatz
einfuhr. Leider starb die Wiesenmutter „Rosa“ im Jahr 2015. Umso glücklicher waren wir, dass wir hier
auf der Wiese unser 30. Zeltplatz-Jubiläum am 26. Mai 2017 noch mit Willi feiern durften. Wir wurden
mit einem tollen Buffet überrascht und Florian flog als Geschenk mit seinem Pilotenfreund Basti über
unsere Köpfe hinweg. Das war ein tolles Fest. Zum 30. Zeltplatzjubiläum bedankte sich Willi bei Eri und
Jürgen für ihr großartiges Engagement bezüglich seiner persönlichen Pflege, aber auch des Zeltplatzes,
und schenkte ihnen den Rasentraktor „Willi 1“. Aufgehoben habe ich auch das Video, in dem Willi sich
von uns zu seinem 80. Geburtstag einen „Berliner Bären, so ungefähr 20 cm“ gewünscht hat. Diesen
Wunsch haben wir ihm gern erfüllt. Willi hat den Berliner Bären „Max“ getauft. Er wurde sein geliebter
Wegbegleiter, mit dem er gerne sprach. Im Sommer 2019 haben wir Willi zum letzten Mal in seiner
Wohnung besucht und mit ihm gelacht. Nicht lange danach, nämlich am 21. Oktober 2019, schlief Willi
für immer friedlich ein. Wir waren in Gedanken bei Jürgen, Eri und der gesamten Familie, deren
Zusammenhalt uns bei den Jubiläumsfeiern immer sehr beeindruckt hat. Auch Abby, euer Hund,
vermisst Willi sehr und gleichzeitig spendet er euch viel Freude und Trost.


Dann folgten die Corona-Jahre. Die Pandemieregelungen erlaubten uns nicht, an Himmelfahrt auf
unseren geliebten Zeltplatz Waldesruh zu kommen. Trotzdem ließen wir die Jahre nicht aus, sondern
konnten dank eurer Organisation einfach etwas später kommen. Auch nach dem Tod von Willi und
trotz der Pandemie habt ihr weiter Pläne geschmiedet. Um alles perfekt zu machen, haben Jürgen und
Eri nochmals kräftig in ihr gemeinsames „Kind“ investiert. So wurden der wasserführende
Gartenschlauch durch eine richtige Wasserleitung ersetzt, ein Radlader angeschafft, die Wohnung von
Willi in eine superschöne Ferienwohnung mit 4 Zimmern und 10 Schlafplätzen umgebaut. Zudem
wurde die Solaranlage auf dem Zeltplatz deutlich erweitert, so dass wir jetzt Bier, Wein und Sekt in
größeren Mengen kalt genießen können und nachts keinerlei Kerzen mehr brennen lassen müssen,
sofern wir stromfressende private Geräte vermeiden. Diesen Komfort genießen wir sehr. Denn gerade
wir, die schon seit 35 Jahren hier sind, spüren das Älterwerden. Und wir sind ehrlich gesagt sehr froh,
dass wir den Luxus genießen dürfen.


Das Schöne ist, dass der Platz trotzdem seine ursprüngliche naturgegebene Schönheit und Einfachheit
nicht verloren hat. Groß und Klein können sich hier wohl fühlen und z. B. Volleyball, Feder- und
Fußballspielen. Doch das Fußballspiel „Jung gegen Alt“ ist aus dem Programm gestrichen, seit wir in
der untrainierten Altherren-Mannschaft drei Verletzte zu beklagen hatten. Der Zeltplatz bietet auch
super Möglichkeiten zum Feiern. So feierten wir hier auf dem Platz z. B. Monis runden Geburtstag in
schicker Abendgarderobe. Dank der guten Infrastruktur der Region war wie auch heute für alles
gesorgt: beheiztes Festzelt, gutes Essen und Fassbier. Einige von euren anderen Gästen haben auch
hier auf dem Zeltplatz ihre Hochzeit oder ihre Geburtstage gefeiert.


Der Platz war und ist ein Paradies auf Erden, bietet für Kinder und Erwachsene das Gefühl einer
„naturgeschützten Freiheit“, wo Kinder problemlos herumtollen können, ohne Autoverkehr. Nur ab
und an verirren sich Wanderer oder Radwanderer auf den Platz. Die Region bietet für alle
Altersgruppen unglaublich viele Waldwege zum Wandern, Höhlen, eine Falknerei, Burgen, ein
Thermalbad, Sommerrodelbahn, tolle Freibäder, Kanufahrten, gutes Bier aus einer Vielzahl von
Brauereien, zudem die solide fränkische Küche. Die Region bietet für jeden unserer drei Generationen
etwas. Die Kinder lieben den Platz zum Toben, Feuermachen und den Wald zum Verstecken. Kurz
zusammengefasst kann man sagen: Wir mögen hier besonders die Menschen, die Natur und das Bier.


Wir sind nach wie vor dankbar, dass wir jedes Jahr kommen dürfen, dass der Platz für uns
dauerreserviert ist und ihr bisher immer akzeptiert habt, dass wir mal Viele und mal Wenige waren
und wir unter uns bleiben dürfen. So manchen Abend haben wir mit euch zusammen am Feuer
verbracht und haben Eri auch schon mal vor dem Sturz in das Feuer gerettet. Anlässlich des
diesjährigen Jubiläums haben Hansi und ich Werbung gemacht und erstmalig um Anmeldung gebeten.
Und aus aller Welt sind wir in diesem Jahr auf unsere „Hüttenwiese“ gekommen: Mark aus Australien,
Walter und Jenny aus Indonesien und Österreich, Reinhard, Meike und Kids aus Südafrika, Birgit aus
Sizilien, Jack aus Holland, Peri und Selma aus Belgien, Joyce mit Ed aus der Schweiz und der Rest aus
den verschiedensten Orten aus Deutschland. Das 35. Jubiläum macht uns aber auch bewusst, dass die
Jahre vergangen sind, dass wir älter und oftmals leider auch kränker geworden sind. Auch in unserer
Gruppe haben wir in den 35 Jahren schon einige Freunde für immer verloren. So ist 2003 Jürgen und
2016 ist Richard, der damals den Zeltplatz entdeckt hatte, völlig überraschend im Alter von 62 Jahren
verstorben. Für uns bleiben sie alle mit dem Zeltplatz verbunden, indem wir sie mit Liebe in unserer
Erinnerung bewahren.


Wir sind glücklich, dass ihr mit uns das 35. Jubiläum so großartig feiert und wir Jahr für Jahr bei euch
zu Gast sein dürfen, und wir wünschen uns, dass das mindestens noch die kommenden 35 Jahre so
bleibt. Wir sind gespannt, was in den nächsten Jahren hier passiert. Es würde uns nicht wundern, wenn
zum 40. Jubiläum Eris Traum erfüllt wird und ein wunderbares Holzhaus auf dem Hügel steht.


Zu guter Letzt möchte ich euch als Dank im Namen unserer gesamten Gruppe, dem
Himmelfahrtskommando, unsere Geschenke ankündigen und teilweise schon heute überreichen. Ihr
werdet in Kürze ein Päckchen erhalten, in dem ihr das um 5 Jahre erweitertes Fotobuch einschließlich
der bereits aktualisierten Chronik sowie eine neue Regenbogenfahne erhalten werdet.


Dann überreichen wir euch noch diese solarbeleuchteten Sonnenblumen und ein Solarlicht für das
Grab von Willi. Und unser Hauptgeschenk befindet sich in dieser Geschenktüte. Da ihr immer nur
arbeitet und wir ja wissen, dass ihr so gut wie nie Urlaub macht, wollen wir euch in der zeltplatzfreien
Zeit einen Kurzurlaub in eine deutsche Stadt eurer Wahl schenken. Egal, ob Hamburg, München oder
Berlin, ob mit dem Auto, Bahn oder Flugzeug, wir wünschen euch eine schöne Erlebnisreise. Und falls
ihr Berlin wählen solltet, wird Suryo gern die Buchung im Hotel Art Nouveau, in dem er arbeitet,
übernehmen. Und natürlich wird es dann ein Wiesentreffen in Berlin geben, sofern ihr rechtzeitig eure
Reisedaten mitteilt.


Für das Himmelsfahrtkommando


Eva


Dr. Eva Müller-Dannecker aus Berlin